Es ist ja mittlerweile bekannt, dass ich in den Kölner Veedeln op jöck bin und vor allem bei einem leckeren Kölsch gerne viel verzälle. Daher gebe ich in regelmäßigen Abständen meinen Senf zu allen wichtigen und unwichtigen Dingen in meinem KölnBlog „KöbesVerzäll“ und auf Twitter ab. Aber ich möchte Euch auch gerne von meinem bewegten Leben vor langer Zeit und aus der jüngsten Vergangenheit berichten. Heute erzähle ich von der Geisterstunde im „Hotel Domspitzen“.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Umgebung, wo das heutige Hotel Domspitzen seinen Platz gefunden hat, früher aussah. Diese Gegend wurde maßgeblich vom Orden der Ursulinen beeinflusst. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es viele Kirchen, Kapellen und Klöster. Zu viele, wie man damals entschied. So kamen auf 40.000 Einwohner bis zu 3.000 geistliche Personen. Am 09. Juni 1802 erfolgte dann der Konsularbeschluss, den das „hillije Köln“ ins Mark erschüttern sollte. In der Zeit machte sogar mir das Spuken und Erschrecken von Geistlichen keinen sonderlichen Spaß mehr. Naja, ein bisschen schon noch. Was soll ich machen? Es steckt nun mal in einem Geist drin. Aber ich schweife ab. In dieser Zeit kam dann das Gerücht auf, dass vorsorglich die Schätze verschiedener Orden versteckt wurden, bevor sie dem französischen Staat in die Hände fallen sollten. So soll der Ursulinen-Orden auch seine Reichtümer versteckt haben, allerdings so gut, dass der Schatz nie wieder gefunden wurde. Auch wenn der Orden der Ursulinen als einer der wenigen Kirchen, Orden und Klöster verschont blieb, sollte die Gegend nicht mehr die selbe sein. Fortan trieben sich windige Gestalten rum, die auf der Jagd nach dem Schatz der Ursulinen ihr Unwesen trieben. Ungemütliche Zeiten, sage ich Euch.
Auch nach über zwei Jahrhunderten gibt es immer noch vereinzelt Leute, die nach dem Schatz suchen. Viele von denen sind Geister wie ich oder Geister, die bereits als Lebende hinter dem Schatz her waren. Ja, so etwas verfolgt einen ein Leben lang und manchmal sogar noch darüber hinaus. Ein paar Geister vermuteten schon lange, dass dieser legendäre Schatz sich in der Domstraße befinden soll. Wie passend, aber bis jetzt konnte ihn keiner bergen. Eines Tages besuchte ich „Rudi & Leo – die Domspitzen“ am Kölner Dom und wir langweilten uns etwas. So kamen wir wieder auf die alte Geschichte rund um den Schatz der Ursulinen zu sprechen. Plötzlich erzählte mir Leo, dass mittlerweile die zwei Hotels in der Domstraße 23-25 unweit des Doms zu einem Hotel umgebaut wurden, das Hotel Domspitzen. Das machte uns doch alle sehr neugierig, denn schließlich sind Rudi & Leo die wahren Domspitzen, die höchstpersönlich vom Erzbischof Konrad von Hochstaden zu den Wächtern des Doms ernannt bzw. verdonnert wurden. So etwas Ungeheuerliches konnten wir nicht auf uns sitzen lassen und wollten mit einem schönen Geisterspuk zeigen, wer hier das Sagen hat. Und nebenbei konnten wir ja mal nachschauen, ob bei den Umbauten vielleicht eine neue Spur zum Ursulinenschatz zu finden war. Aber gerade als wir loswollten, kam ein Sturm auf und die ersten Blitze schlugen in den Dom ein. Da der Dom in akuter Gefahr war, mussten sich Rudi & Leo erst einmal um den Dom kümmern und ich flog alleine zum Hotel Domspitzen. Die schaffe ich auch alleine, dachte ich mir so, während ich der Domstraße kurz vor Mitternacht immer näher kam.
Gerade im Hotel angekommen, wollte ich mit meinem großen Spuk loslegen und Gäste und Mitarbeiter mächtig erschrecken, wenn, ja wenn nicht so leckere Gerüche meine feine Köbes-Nase just in dem Moment erreichten, als ich an der Küche vorbei kam. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und ein paar Minuten können ja nicht schaden. Also nichts wie rein und nachschauen, was es so leckeres gibt. Schnell hatte ich die ersten Speisen gefunden und bereits in meinem Geistermagen verschwinden lassen und mir das ein oder andere Kölsch genehmigt, als mich eine große Schüssel in meinen Bann zog. Es war ein Käse-Wurst-Salat, der äußerst appetlich aussah und hervorragend schmeckte. Mittlerweile war es nach Mitternacht, die sogenannte Geisterstunde, und an Spuken verschwendete ich keinen Gedanken mehr. Während ich mich genüßlich dem Käse-Wurst-Salat widmete, entging mir völlig, dass meine Schlemmerei nicht unverborgen blieb. Um unbeobachtet zu fliehen war es nun zu spät und mit vollem Magen war mir nicht groß nach Spuken zumute. Normalerweise sind Geister unsichtbar für erwachsene Menschen, aber in der Geisterstunde passieren manchmal magische oder sollte ich sagen geisterhafte Dinge und in Verbindung mit Kölsch kann ich als Köbes auch für Erwachsene sichtbar werden. Also, entschloß ich mich der Person zu zeigen, die fassungslos vor dem Chaos in der Küche stand und geheimnisvolle Schmatzgeräusche vernahm.
Nach dem ersten Schock auf beiden Seiten, stellten wir uns erstmal vor und Gaby, so hieß die Mitarbeiterin die mich erwischte, merkte schnell, dass sie keine große Angst vor mir haben musste, da ich doch ein gemütlicher Geselle bin. Es sollte sich herausstellen, dass Gaby, einer der Küchenfeen des Hotels, für den Käse-Wurst-Salat verantwortlich war und war mir natürlich auf Anhieb sehr sympathisch. So unterhielten wir uns lange und vergaßen Raum und Zeit und plötzlich stand mitten in der Nacht eine dritte Person in der Küche. Es soll ein Prominenter gewesen sein, aber in Köln nehmen wir das nicht so wichtig. Als Oberhaupt der Brauer führte ich ja eine Zeit lang die Geschicke der Brauzunft. In dieser Funktion habe ich vor allem dafür gesorgt, dass in den zahlreichen Kölner Brau- und Gasthäusern ein gemischtes Publikum, ohne die sonst üblichen Standesgrenzen, einkehrte. Und so ist es noch heute in Köln. Also, Prominenter hin oder her, auf jeden Fall wurde unsere Runde so erweitert. Wir saßen die ganze Nacht zusammen und tranken noch das ein oder andere Kölsch bis der Morgen graute. Falls Ihr Euch jetzt fragt, wer der Prominente war, auch Geister sind verschwiegen und an Namen kann ich mich kaum noch erinnern. Mein Gedächnis ist mit 633 Jahren nicht mehr das Beste. Es liegt mir auf der Zunge, war es Dieter, Lothar, Udo, ach ist ja eh nicht so wichtig. Es war auf jeden Fall ein sehr netter Abend und ich kam noch des Öfteren auf ein Kölsch und natürlich auf einen Happen von Gabys leckerem Käse-Wurst-Salat und weiteren Köstlichkeiten vorbei. Rudi & Leo sind auch oft mitgekommen und haben dem Hotel sogar handsignierte Stadtführer mit ihren Geschichten mitgebracht.
Wie Ihr seht, hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. In einer Stadt wie Köln ist auch Platz für zwei „Institutionen“ mit dem Namen Domspitzen und so ist das Hotel Domspitzen sozusagen unser Haushotel geworden. Ach, hab ich ja fast vergessen, der Schatz der Ursulinen, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte…
Euer Köbes Jakob